Dauerhafte Medikamenteneinnahme
Welche Auswirkungen haben Medikamente auf dem Darm?
Manchmal sind sie einfach nötig: Medikamente verschaffen uns in vielen Fällen schnelle Linderung und Heilung von Beschwerden. In einigen Fällen allerdings lindern sie die Symptome und machen eine dauerhafte Einnahme notwendig. Bei Sodbrennen können z. B. sogenannte Protonenpumpenhemmer schnell Linderung verschaffen. Auch Bluthochdruck macht meist eine dauerhafte Einnahme notwendig. Und diese Medikamente helfen, aber sie haben vor allem über einen langen Zeitraum eingenommen häufig auch Nebenwirkungen.
Medikamente schädigen Darmbakterien
Nicht nur Antibiotika schaden der Darmflora, auch andere Arzneimittel Welche Nebenwirkungen können bei der Einnahme von Medikamenten auftreten? Welche Medikamente zerstören die Darmflora?
Über die Nebenwirkungen von Antibiotika auf körpereigene, nützliche Bakterien weiß man mittlerweile ganz gut Bescheid. Doch die Informationen über die Begleiterscheinungen von anderen Medikamenten lassen viele gerne unberücksichtigt. Oftmals holen wir den Beipackzettel gar nicht erst aus der Packung raus. Die Zuversicht, dass uns die Medikamente helfen fällt meist deutlich größer aus. Aber gerade bei dauerhafter Medikamenteneinnahme kann es zu Nebenwirkungen kommen. Aber welche Nebenwirkungen können bei der Einnahme von Medikamenten auftreten? Manchmal sind es Kopfschmerzen oder auch Übelkeit, aber auch Magen-Darmbeschwerden werden häufig als mögliche negative Begleiterscheinungen verschiedener Medikamente gelistet.
Aber können Medikamente auch die Darmflora schädigen? Und ist es gefährlich Tabletten zu nehmen? Grundsätzlich gilt natürlich, dass man die Tabletten, die vom Arzt verschrieben werden auch einnimmt. Ratsam ist aber auch, alles zu tun, dass man nicht länger als nötig Tabletten einnehmen muss. Denn tatsächlich können Medikamente unseren Darm mehr aus dem Gleichgewicht geraten lassen, als wir bisher annehmen.
Neben Antibiotika können also auch andere Medikamente unser Darmmikrobiom beeinflussen. Die bakterielle Zusammensetzung in unserem Darm reagiert sogar recht schnell auf äußere Einflüsse, das Gleichgewicht dieser Mikroorganismen ist also sehr fragil. Gleichzeitig aber hat die Darmflora maßgeblichen Anteil an unserer Gesundheit. Die probiotischen Bakterien in unserem Darm können also leicht beeinflusst werden, aber sie beeinflussen umgekehrt auch die Wirksamkeit von Medikamenten. Studien konnten zeigen, dass zahlreiche untersuchte Arzneistoffe sogar einen wachstumshemmenden Einfluss auf einige Bakterienstämme unserer Darmflora haben.
Lebensraum menschlicher Darm
Millionen über Millionen, sogar ganze 100 Billionen Bakterien aus über 1000 verschiedenen Bakterienarten leben in unserem Darm. Da drängt sich gleich das Bild einer überfüllten Metropole auf. Was allerdings nach Platzmangel klingt, ist natürlich, gut und nützlich für unseren Organismus – sowohl die Zahl als auch die Vielfalt.
Das bakterielle Multi-Kulti in unserem Darm trägt entscheidend zu einer normalen Verdauung bei. Die verschiedenen Bakterien produzieren Enzyme und Vitamine, die wir bei der Nahrungsverwertung benötigen. Außerdem stabilisieren sie auch die Gesundheit der Darmschleimhäute, ohne die die Verdauung sich recht mühsam und schmerzhaft gestalten würde. Aber nicht nur das: unsere Darmflora fungiert auch als Schutzschild gegenüber krankmachenden Bakterien, Pilzen und Viren. Dieses darmeigene Immunsystem funktioniert aber nur gut, wenn auch die Darmflora intakt ist.
Der Zustand unserer Darmflora entscheidet also darüber, ob wir gesund oder krank sind. Mittlerweile können Wissenschaftler und Mediziner fast jede Zivilisationskrankheit mit einer sogenannten Dysbiose, also einer Störung der Darmflora, in Zusammenhang bringen. Übergewicht, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, Mangelerscheinungen, Reizdarm, aber neurologische Erkrankungen oder Diabetes können also durch eine Störung der Darmflora begünstigt und auch beeinflusst werden.
Das ist gar nicht so verwunderlich, wenn wir uns vor Augen führen, dass ungefähr 80 Prozent aller Immunzellen in unserer Darmschleimhaut wohnen. Zusammen mit der bakteriellen Lebensgemeinschaft im Darm bilden sie ein Abwehrsystem gegen pathogene Erreger. Die Darmflora nimmt großen Einfluss auf unsere Gesamtgesundheit.
Diese Arzneimittel können der Darmflora schaden
Nicht nur Antibiotika, sondern auch andere Arzneimittel haben Einfluss auf die Zusammensetzung, das Wachstum und die Funktion der darmeigenen Bakterien. Infolgedessen haben Medikamente häufig auch Auswirkungen auf die Darmbarriere, die Darmbewegungen und das Immunsystems des Darms. Aber welche Medikamente schaden dem Darm auf diese Weise?
Nicht steroidale Entzündungshemmer (NSAID)
Nicht steroidale Entzündungshemmer (NSAID) gehören zu den Medikamenten, die häufig auf den Darm schlagen können. Besonders bekannt ist der Wirkstoff Ibuprofen, der bei zahlreichen Krankheitsbildern zum Einsatz kommt. Andere NSAID wie Naproxen oder Ketoprofen stehen im Verdacht schädlichen Einfluss auf die Darmflora zu nehmen, Ibuprofen hingegen interagiert wohl weniger mit der Darmflora. Dennoch kann es bei diesen Entzündungshemmern immer auch zu Magen-Darmbeschwerden als Nebenwirkungen kommen.
Protonenpumpenhemmer (PPI)
Sogenannte Protononenpumpenhemmern, die unter anderem bei Sodbrennen eingesetzt werden, wirken sich ebenfalls auf den Magen-Darmtrakt aus. Die Aufgabe dieser Medikamente ist es, die Magensäure zu reduzieren. Dabei stehen sie aber auch im Verdacht, das Darmmikrobiom durcheinander zu bringen. Normalerweise stellt die Magensäure bereits eine Barriere für krankmachende Keime dar. Wird diese Barriere heruntergefahren können sich im Darm leichter eindringende Bakterien ansiedeln. Dadurch können andere nützliche Darmbakterien eher verdrängt werden.
Atypische Antipsychotika (AAP)
Die atypischen Antipsychotika kommen insbesondere bei Schizophrenie und anderen Psychosen zum Einsatz. Neben ihrer Wirkung auf die Psyche nehmen sie aber auch Einfluss auf die Zusammensetzung der Darmflora und schaden der Vielfältigkeit der bakteriellen Lebensgemeinschaft. Mit der Einnahme dieser Wirkstoffe stehen deshalb die Entstehung von Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen und ein erhöhtes Risiko für Diabetes in Verbindung.
Krebsmedikamente
In der Krebstherapie kommen sehr häufig Antimetaboliten zum Einsatz. Sie sollen mit dem Genmaterial im Zellkern interagieren und die Tumorzellen zum Absterben bringen. Dieser Wirkmechanismus macht viele Krebsbehandlungen sehr erfolgreich, hat dabei gleichzeitig aber oftmals gravierende Nebenwirkungen, sowie zum Beispiel auf die Darmflora. So sterben oftmals bei solchen Therapien auch gesunde Zellen ab, darunter auch eine ganze Reihe von Darmbakterien.
Was du zum Schutz deiner Darmflora tun kannst
Medikamente sind manchmal notwendig und auch hilfreich, darüber besteht kein Zweifel. Aber die Nebenwirkungen insbesondere einer dauerhaften Medikamenteneinnahme darf dabei nicht vernachlässigt werden. Der Darm gehört zu den Bereichen im Körper, die davon häufig betroffen sind. Wenn du regelmäßig oder über einen längeren Zeitraum Medikamente einnehmen musst, dann sollte man auch an den Schutz, die Regeneration, den Aufbau und den Erhalt einer gesunden Darmflora denken. Vor allem weil diese auch die Wirkung von vielen Medikamenten positiv beeinflussen kann.
Direkten Einfluss auf unsere Darmflora können wir über unsere Ernährung nehmen. Auf den Speiseplan gehören Ballaststoffe und ausreichen Flüssigkeit, genauso wie probiotische Lebensmittel. Auch Bewegung wirkt sich positiv auf die Darmgesundheit aus. Gerade nach einer längeren Medikamenteneinnahme empfiehlt sich häufig auch die zusätzliche Einnahme von prä- und probiotischen Produkten.